von Janet

Der Fliegenpilz

Nein, ich bin kein Pilzkundiger aber dieser Pilz ist allen bekannt und leuchtet derzeit immer wieder am Wegesrand auf. Zeit um über ihn zu schreiben. Er gedeiht nur in Symbiose mit Birken oder Kiefern und ist in der ganzen Welt verbreitet.
Was mich immer wieder fassungslos macht ist, wenn ich am Wegrand zertrampelte oder anderweitig in alle Einzelteile zerstörte Fliegenpilze sehen muss, da scheinbar immer noch Mitmenschen diesen „Giftpilz“ so fürchten, dass Zerstörung die für sie als einzige Lösung erscheint.
Wenn man sich aber mit ihm näher beschäftigt ist er sehr faszinierend.

In grauen Vorzeiten wurde er als heilig verehrt und rituell verzehrt.
Er wird seit der Steinzeit als Schamanendroge benutzt und ist heute noch eine der wichtigsten europäischen psychoaktiven Pflanzen. Der Fliegenpilz wird eingenommen um mit den Seelen der Ahnen zu kommunizieren und mit den Geistern Kontakt aufnehmen zur Krankenheilung. Die schamanischen Heilkräfte werden mobilisieren.
In Sibirien wird er bei Erschöpfungszuständen eingenommen. Er enthält unter anderem Ibotensäure (Wirkung ähnl. eines Alkoholrausches), dass sich bei Trocknung in Muscimol umwandelt. Muscimol soll der eigentlich psychoaktive Wirkstoff sein und sorgt für Schläfrigkeit, Euphorie, Halluzinationen und Erregungszustände, gefolgt von vorübergehenden motorischen Lähmungen.
Muscazon ist nur im frischen Fliegenpilz enthalten und soll fliegenabtötende Wirkung entfalten.

Kaltwasserauszüge von getrockneten Fliegenpilzen wurden nach Schlangenbissen eingerieben als Antidot.
Im 19. Jhd. wurde Fliegenpilz als Hausmittel, sowie als ärztlich verordnetes Medikament innerlich gegen Epilepsie und Fieber, äußerlich gegen Fistelgeschwüre eingesetzt.
Heute wird er in der Homöopathie bei Beschwerden des gesamten Nervensystems, Übererregbarkeit, Blasen- und Darmkrämpfen eingesetzt.
Ich verwende die Globuli im Winter, wenn ich weiß das ich mit der herrschenden Kälte ein Problem bekommen werde und sehr doll friere.

Fliegenpilze sind als Schmuck zur Weihnachtszeit und Jahreswende überall zu sehen, gelten als Glücksbringer.
Angeblich sprießen die Fliegenpilze dort, wo Wotan in den dunklen Nächten zur Wintersonnenwende mit seinem Gefolge in den Wolken entlang gejagt ist. Überall dort, wo der Schaum seines Pferdes zur Erde getropft ist, sprießen 9 Monate später die Fliegenpilze.

Einfach nur faszinierend.

Ich wünsche eine gute Zeit und einen tollen Start ins neue Jahr.
Viele Grüße aus der Kräuterbaude
Janet Hoffmann

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